Aktuell ist weiter unten auf der Seite ein Glossar zu zentralen themen- und projektrelevanten Begrifflichkeiten zu finden. Es wird fortflaufend erweitert.
Glossar
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Medienbildung
In Ergänzung zum Konzept der Medienkompetenz führen Medienpädagog*innen in den 1990er Jahren das Konzept der Medienbildung in den Diskurs ein. Das Konzept der Medienbildung umfasst, „den kompetenten Umgang mit den Medien, die Reflexion über sie sowie die Fähigkeit, sich auf unbekannte Mediensituationen angemessen einstellen zu können“ (Aufenanger 1999, S. 23). Medienbildung wird in der Medienpädagogik dabei nicht allein auf den Erwerb von Fakten- und Orientierungswissen beschränkt, Ziel ist die Erweiterung des Orientierungs- und Handlungsspielraums über Medien.
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Literatur:
Aufenanger, S. 1999. Lernen mit den neuen Medien – Perspektiven für Erziehung und Unterricht. In I. Gogolin, D. Lenzen (Hrsg.), Medien-Generation. Beiträge zum 16. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (S. 61-76). Opladen: Leske + Budrich. -
Mediendidaktik
Die Mediendidaktik umfasst alle Überlegungen, „bei denen es im Kern um die Frage geht, wie Medien oder Medienangebote zur Erreichung pädagogisch gerechtfertigter Ziele gestaltet oder verwendet werden können oder sollten“ (Herzig 2017, S. 229).
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Literatur:
Herzig, B. 2017. Mediendidaktik. In B. Schorb, A. Hartung-Griemberg, C.Dallmann (Hrsg.), Grundbegriffe Medienpädagogik. 6., neu verfasste Auflage, (S. 229-234). München: kopaed.
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Medienerziehung
Die Medienerziehung beschäftigt sich mit Fragen des pädagogischen Umgangs mit Medien. So gilt es aus medienerzieherischer Sicht,
(a) Menschen zu befähigen, (auch) mit Hilfe unterschiedlicher Medien soziale Beziehungen herzustellen, zu pflegen und auszubauen,
(b) mit Menschen persönliche Erlebniswelten z.B. im Rahmen Sozialer Netzwerke oder des digitalen Spiels, zur Weiterentwicklung der personalen und sozialen Identität, zu gestalten – in kritischer Auseinandersetzung auch mit angebotenen Wertgrundlagen. Weiterhin gilt es,
(c) offene mediale Erfahrungs-, Handlungs- und Experimentierräume zu schaffen, in denen Lernende in der kritischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Darstellungen eigene Wertorientierungen und Überzeugungen entwickeln können (vgl. Spanhel 2009, S. 193).—
Literatur:
Spanhel, D. 2009. Medienerziehung. Erziehungs- und Bildungsaufgaben in der Mediengesellschaft. München: kopaed.
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Medienkompetenz
Medienkompetenz umfasst ein stetig weiterzuentwickelndes Wissen und Können, um Medien kritisch-reflexiv, sozial verantwortlich und kreativ nutzen und Gesellschaft aktiv mitgestalten zu können.
Die Wurzeln des Begriffs der Medienkompetenz sind in der Habilitationsschrift „Kommunikation und Kompetenz“ (1973/1980) von Dieter Baacke zu finden, in der zunächst der Begriff der kommunikativen Kompetenz entfaltet wird. Baacke formulierte kommunikative Kompetenz als „Sprach- und Verhaltenskompetenz“ (Baacke 1980, S. 262), die es den Menschen ermöglicht, an der Gesellschaft teilzuhaben und sie mitzugestalten. Medienkompetenz stellt damit die Fähigkeit dar, „in die Welt aktiv aneignender Weise auch alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire einzusetzen“ (Baacke 1996, S. 119). Statt eine zu erreichende kommunikative Norm zu formulieren, auf die hin Sozialisations- und Medienbildungsprozesse ablaufen sollten, definiert Baacke vier Dimensionen (mit verschiedenen Unterdimensionen), die ein medienkompetentes Handeln umfassen und gleichzeitig pädagogische Aufgabenfelder markieren:
- Medienkritik,
- Medienkunde,
- Mediennutzung,
- Mediengestaltung.
Medienkritik befähigt ein Individuum, über Medienphänomene urteilen zu können (analytisch, reflexiv und ethisch). Die Medienkunde umfasst das Wissen über heutige Medien und Mediensysteme, diese Dimension schließt auch die sichere Bedienung und Handhabung von Medien mit ein (informativ und instrumentell-qualifikatorisch). Mediennutzung beinhaltet die aktive Nutzung, also sowohl die Dimension der rezeptiven Anwendung als auch die Dimension der interaktiven Nutzung von Medien, über die eine soziale und kulturelle Teilhabe möglich wird. Die Mediengestaltung zielt schließlich auf einen auch kreativen und innovativen Umgang mit Medien, über den Kommunikationsroutinen überschritten und im Idealfall eigene Medienproduktionen gestaltet werden (z.B. ein Let’s Play oder ein Weblog).
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Literatur:
Baacke, D. 1980. Kommunikation und Kompetenz. Grundlegung einer Didaktik der Kommunikation und ihrer Medien. München: Juventa.
Baacke, D. 1996. Medienkompetenz – Begrifflichkeit und sozialer Wandel. In A. v. Rein (Hrsg.), Medienkompetenz als Schlüsselbegriff (S. 112-124). Bad Heilbrunn: Klinkhardt-Verlag.
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Medienpädagogik
Medienpädagogik umfasst nach dem Mitbegründer des Konzepts Dieter Baacke „alle sozialpädagogischen, sozialpolitischen und sozialkulturellen Überlegungen und Maßnahmen sowie Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die ihre kulturellen Interessen und Entfaltungsmöglichkeiten, ihre persönlichen Wachstums- und Entwicklungschancen sowie ihre sozialen und politischen Ausdrucks- und Partizipationsmöglichkeiten betreffen, sei es als einzelne, als Gruppen oder als Organisationen und Institutionen“ (Baacke 1997, S. 5).
Diese kulturellen Interessen und Entfaltungsmöglichkeiten werden heute vor allem beeinflusst durch die Digitalisierung, die Einfluss nimmt auf Teilhabe-, Ausdrucks- und Partizipationsmöglichkeiten.—Literatur:Baacke, D. 1997. Medienpädagogik. Grundlagen der Medienkommunikation. Band 1. Tübingen: de Gruyter. -
Medienpädagogische Handlungskompetenz
Entwickelt wurde das Konzept der Medienpädagogischen Handlungskompetenz zunächst für den Schulkontext und die medienpädagogische Lehrerbildung. Dabei wird der individuellen Medienkompetenz der Lehrkräfte eine besondere Rolle zugesprochen. Darüber hinaus zielt der Kompetenzbegriff aber auch auf die Handlungsfähigkeit in einem bestimmten Handlungsfeld. Für die Soziale Arbeit lässt sich das Konzept folgendermaßen ausbuchstabieren und umfasst (Siller, Tillmann, Zorn 2020):
- Orientierungswissen über den medienbezogenen gesellschaftlichen Wandel
- Handlungsfeldspezifisches Wissen über Lebenswelten und -lagen der Adressat*innen
- Medienkompetenz der FachkräfteDarauf aufbauend sind medienpädagogische Analyse-und Gestaltungsfähigkeiten erforderlich:
- Handlungswissen zur Beurteilung und Auswahl von adäquaten Medien, Technologien und Methoden für das Handlungsfeld und Identifizierung relevanter Themen
- Handlungswissen über die Gestaltung von medialen Bildungsräumen
- Organisationales Handlungswissen zur Ermöglichung von Medienkompetenz und Medienbildung in der sozialarbeiterischen Praxis
Die sechs genannten Elemente medienpädagogischer Kompetenz sind miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig: Anhand von Orientierungswissen und handlungsfeldspezifischem Wissen über die Lebenswelt und Lebenslage der Adressat*innen ist die Einschätzung der Bedeutung digitaler Medien für die Reproduktion von sozialer Ungleichheit und die Professionalität der Sozialen Arbeit möglich. Die Auswahl von Medien und Technologien für das eigene Handlungsfeld steht in engem Bezug dazu. Weiterhin ist auf Seiten der Fachkräfte Medienkompetenz erforderlich, um Methoden und Konzepte zur Förderung von Medienkompetenz bei den Adressat*innen entwickeln zu können.
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Literatur:
Siller, F., Tillmann, A., & Zorn, I. 2020. Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz in der Sozialen Arbeit. In N. Kutscher, T. Ley, U. Seelmeyer, F. Siller, A. Tillmann, I. Zorn (Hrsg.), Handbuch Soziale Arbeit und Digitalisierung (S. 315-332). Weinheim: Beltz Juventa. Open Access: https://content-select.com/de/portal/media/download_oa/9783779952589/?client_id=406